Seegurken – Salat : Kunterbunte Stachelhäuterfakten
Die Seegurken präsentiert sich am Ende des Films
Mit über 1200 Arten in allen Weltmeeren beheimatet, ist die bizarr anmutende Seegurke eine waschechte Kosmopolitin. Und wie es sich für eine Solche gehört, ist ihr äußeres Erscheinungsbild, ähnlich wie ihr Habitat, von erstaunlicher Vielseitigkeit geprägt.
Hier ein kleiner Exkurs in die spannende Welt der Seegurken-Biologie:
Der walzenförmiger, weiche Körper der Seegurke variiert zwischen einer Länge von wenigen Millimetern bis hin zu 2,5 Metern, wobei interessanterweise die Längste ihrer Art, nämlich die gefleckte Wurmseegurke, endemisch im Roten Meer sowie im Indopazifik, einen Durchmesser von gerade einmal 5 Zentimetern erreicht.
Da sich die europäische Seegurke im Allgemeinen farblich lieber bedeckt hält (sie favorisiert meist ein dezentes, einheitliches Schwarz, Braun oder Grau, exzentrische Europäerinnen bestechen auch schon mal durch gewagtere Gelbtöne), mutet sie gegen ihre tropische Konkurrenz an, wie eine graue Maus: Deren Farbpalette bietet von Grün und Knallrot über Blau und Violett so ziemlich alles, was das Lichtspektrum hergibt.
Manche Seegurken tragen Punkte, andere farblich abgesetzte Streifen, Warzen, Dornen oder Stacheln.
Einige sind ausgesprochene Einzelgänger, andere setzen auf die Macht der Überzahl und sind in großen Gruppen anzutreffen, ein Phänomen, welches auch als Aggregation bezeichnet wird. Massenhaft trifft man sie auch in der Tiefsee an: Dort stellen sie sage und schreibe 90% der Biomasse.
Auch in Sachen Ernährungsgewohnheiten lassen sich die verschiedenen Seegurken ungern über einen Kamm scheren: Während die einen gemächlich und auf leisen Kriechsohlen als sogenannte Sedimentfresser den Meeresgrund als lebende Staubsauger durchpflügen, fischen die Planktonfresser unter Zuhilfenahme ihrer Tentakel Kleinstlebewesen aus dem Wasser.
Apropos Ernährungsgewohnheiten: In einigen Kulturen dieser Erde enden die Holothuroidea, so die zoologisch korrekte Bezeichnung, tatsächlich als Seegurken-Salat, so gelten sie im asiatischen Raum, aber beispielsweise auch in Spanien als wahre Delikatesse. Vermutlich ist es ihrer Form geschuldet, dass sie mancherorts auch als Aphrodisiakum gehandelt werden.
Und wo wir gerade im weiteren Sinne von Fortpflanzung reden: Die Seegurke praktiziert, je nach Art, unterschiedliche Techniken.
So findet man unter ihnen sowohl getrenntgeschlechtlich lebende Arten, die ihre Keimzellen zum Zwecke der Befruchtung ins Wasser entlassen, als auch die asexuelle Form der Reproduktion bevorzugende Arten, welche durch simple Teilung oder Abschnürung für Nachwuchs sorgen (man nennt dies auch Fissiparie).
Die Fortbewegung erfolgt mittels Hydraulik, dem sogenannten Ambulacralsystem. Dabei handelt es sich um in fünf Reihen angeordnete Füßchen (übrigens ein Merkmal, das auf das enge verwandtschaftliche Verhältnis mit Seestern und Seeigel hinweist, deren Exterieur durch die fünfstrahlige Symmetrie gekennzeichnet ist) und einem flüssigkeitsgefüllten Kanalsystem mit muskulösen Ampullen im Körperinneren, wodurch die Füßchen synchron in Bewegung gesetzt werden können. Es existieren allerdings auch einige schwimmfähige Arten.
Seegurken gehören wie beispielsweise auch der Axolotl, zu den beneidenswerten Lebewesen, denen es möglich ist, Regenerate zu bilden: Fühlen sie sich bedroht, werfen sie als Ablenkungsmanöver einen Teil ihrer Eingeweide aus und können diese später wieder herstellen.
Einige Arten besitzen als zusätzliche Waffe klebrig-schleimige, teils giftige Fäden (die sogenannten Cuvierschen Schläuche), die auf den Angreifer geschleudert werden können und diesen somit außer Gefecht setzen.
Möchte die Seegurke nach geglückter Gegenwehr mal tief durchatmen, tut sie dies übrigens durch ihren After. Als Besonderheit besitzt sie nämlich sogenannte Wasserlungen, dabei handelt es sich um paarige Ausstülpungen des Enddarms, mit denen sie Sauerstoff aus dem Wasser aufnimmt.
Das Hinterteil der Seegurke ist aber noch einem weiteren Grund erwähnenswert.
So beherbergt beispielsweise die im Mittelmeer beheimatete Königsseegurke von Zeit zu Zeit den Eingeweidefisch als Untermieter. Und dieser kriecht ihr dann, ob aus Dankbarkeit oder nicht, sei dahingestellt, wortwörtlich in den Allerwertesten.
In der Meerwasser-Aquaristik werden als optischer Blickfang vorrangig bunte Seegurken angetroffen. Zu berücksichtigen ist dabei die extreme Dünnhäutigkeit dieser Tiere:
Eine Berührung mit Heizstäben bekommt dem sensiblen Stachelhäuter ebenso wenig wie eine zu starken Sog ausübende Pumpe. Eine Vergesellschaftung ist vor allem für die meisten Mitbewohner problematisch:
Fühlt sich die Seegurke bedroht, greift sie zu oben bereits erwähnten, drastischen Maßnahmen und mutiert zur giftigen Gefahr:
Der unfreiwillige Konsum der unbekömmlichen Seegurken-Eingeweide endet für den Flossen besetzten, vermeintlichen Prädator nicht selten tödlich, zudem leidet selbstverständlich die Wasserqualität.
Eine harmonische, optisch äußerst ansprechende, „kulinarische“ Koexistenz ist beispielsweise mit den farbenfrohen Seeäpfeln möglich, aber auch Korallen sind als Lebensgefährten geeignet.
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