Jedes Aquarium soll zu etwas Besonderem werden, weswegen Einrichtung, Bepflanzung und Besatz genau zu planen sind. Schwerpunkte lassen sich auf Schwarmfische oder Zwerggarnelen legen, die aus der Masse heraus wirken. Viele wollen jedoch Einzeltiere genau beobachten, dann wäre der Flusskrebs eine Überlegung wert. Doch leider brauchen viele Arten direkt Aquarien ab mittlerer Größe und verunstalten die Bepflanzung und Einrichtung. Mit ihren kräftigen Scheren können sie selbst größere Steine bewegen oder sie zerlegen die Pflanzen und fressen diese. Viel Spaß mit diesem Beuträg über Flusskrebse im Aquarium.
Vier Familien der Flusskrebse
Bereits vor über 150 Millionen Jahren, als Pangaea sich teilte, gab es Flusskrebse. Dadurch trennte sich die Familie der Parastacidae von den anderen drei Familien. Diese bildet heute die Gruppe der australischen und pazifischen Flusskrebse.
Astacidae, Cambaridae und Cambaroididae besiedeln hingegen die Nordhalbkugel. Arten der Astacidae besiedeln Europa und Nordamerika. Die ehemals nur in Nordamerika lebenden Cambaridae sind inzwischen in Europa eingeschleppt. Camboroididae sind hingegen im nördlichen Ostasien beheimatet.
Jede dieser Familien bildet Gattungen, die wieder in Arten aufsplitten. Nur einige dieser Flusskrebse sind für die Aquaristik interessant. Die Wildformen erscheinen wegen der besseren Tarnung häufig in Erdfarben, weswegen deren Zuchtrichtungen beliebter sind. Als Klassiker wäre der sogenannte CPO zu erwähnen – der Cambarellus patzcuarensis var. red. Diese erreichen maximal 5 cm. Andere Flusskrebse, die sich in der Aquaristik finden, erreichen bis über 15, bei Parastacidae sogar über 30 cm Gesamtlänge. Demnach sollte das Aquarium wenigstens 1,5 Meter Gesamtlänge haben, was für die meisten wohl viel zu groß wäre. Hätte dieses große Aquarium über 400 Liter, ist der laufende Aufwand an Arbeit und Kosten ebenfalls „groß“.
Welcher Flusskrebs soll es werden?
Um die Qual der Wahl einzugrenzen, sollte die erste Frage lauten: „Wie groß darf mein Aquarium maximal werden?“ Weiterhin empfiehlt sich, den Flusskrebs so zu wählen, dass er mehr als nur seinen empfohlenen Minimum-Platz vorfindet.
Die nächste Frage lautet, ob das Aquarium schön bepflanzt sein soll. Wenn ja, dann ist ein Flusskrebs zu wählen, der wenig Kraft hat oder die Pflanzen nicht fressen will. Am sichersten bleiben fest verwurzelnde oder anhaftende „Barschpflanzen“, weil diese nicht so gerne gefressen werden. Schwimmpflanzen, die sich schnell entwickeln und deswegen auch verspeist werden dürfen, können andere Pflanzen ebenfalls schützen.
Als Drittes stellt sich die Frage nach dem weiteren Besatz. Wer seinen Flusskrebs nicht im Artenbecken hält, muss immerhin einen verträglichen Besatz planen. Fische, die überwiegend am Boden leben, wären keine gute Wahl. Auch sollten diese groß genug sein, um nicht wie eine Beute zu wirken. Besonders flinke Fische gingen ebenfalls. Alternativ lässt sich ein Flusskrebs wählen, der nur während der Entwicklung auf tierisches Protein und anschließend auf pflanzliche Kost setzt. Aber meistens bleiben auch adulte Flusskrebse Allesfresser.
Wer die Auswahl bereits stark eingegrenzt, kann die letzten verbleibenden Möglichkeiten miteinander vergleichen: Welcher sieht hübsch aus, ist pflegeleicht und passt zu den Wasserwerten für den restlichen Besatz?
Beispiele für Flusskrebse
Der bis zu 18 cm lang werdende aus Nordamerika stammende Signalkrebs ist zwar einfach zu pflegen und entfaltet eine gute Wirkung. Er braucht leider eine Kantenlänge ab 1,3 Metern mit über 240 Litern Volumen. Es gibt andere Flusskrebse, die ebenfalls groß werden, aber sich bereits ab 54 Litern wohlfühlen können. Hier wären der hübsch gefleckte Marmorkrebs oder der Blaue Floridakrebs zu nennen, die beide bis maximal 15 cm erreichen. Auch diese Krebsarten sind einfach in der Haltung, wenn die wesentlichen Punkte der Aquaristik beachtet werden.
Wer lieber auf australische Flusskrebse setzt, kann es mit dem Blue Moon oder Yabby probieren. Diese beiden Flusskrebse lassen sich in Becken ab 112 Litern beziehungsweise 80 cm Kantenlänge halten. Beide Krebse sind einfach zu pflegen, haben aber dennoch ihre Ansprüche an das Aquarium und die Wasserwerte. Zumindest ist der Yabby mit seiner schönen Zeichnung nicht nur hübsch anzusehen, sondern mit bis zu 28 cm Gesamtlänge auch ein beachtlicher Brocken.
Wer doch lieber viele Flusskrebse in kleinen Aquarien halten möchte, kann es mit den Zwergflusskrebsen der Gattung Cambarellus probieren. Der wohl bekannteste Vertreter ist der CPO, der mit seinem leuchtenden Orange auf schwarzen Untergründen überzeugt. Selbst im gut eingerichteten Nano Cube mit 40 Litern ließe sich bereits ein CPO-Pärchen oder ein Männchen mit zwei Weibchen halten.
Flusskrebse im Aquarium – Einzelhaltung, Paarhaltung, Gruppenhaltung?
Die Männchen der Flusskrebse bilden Reviere und können zueinander und auch zu anderen Wasserbewohnern aggressiv werden, vor allem während der Paarungszeit. Das geht soweit, dass sogenannte Butterkrebse sterben. Dieses kann auch bei friedlichen Flusskrebsen in einem Überbesatz passieren. Die Krebse müssen sich regelmäßig häuten und haben in der ersten Zeit keinen schützenden Panzer. Sie sind also wehrlos und darauf angewiesen, sich zu verstecken. Das Aquarium muss deswegen genug Platz und viele Versteckmöglichkeiten bieten.
Häufig lässt sich ein Männchen gut mit zwei Weibchen vergesellschaften, aber nicht immer. Dann gibt es wieder Krebse, die für sich allein bereits glücklich sind und andere, die unbedingt wenigstens einen Artgenossen brauchen. Dieses ist immer zu beachten. Wichtig bleibt, dass jedes Männchen jedem anderen Männchen aus dem Weg gehen kann.
Flusskrebse im Aquarium – Übertragung der Krebspest
Die Krebspest rafft ganze Populationen einheimischer Krebse dahin. Amerikanische Flusskrebse erkranken häufig nicht oder zumindest nicht schwer und werden dadurch zu Überträgern der Krebspest. Ein einheimischer Krebs würde immerhin sterben und wäre dadurch als Überträger ausgeschaltet.
Auch deswegen ist es extrem wichtig, keine amerikanischen Flusskrebse auszuwildern. Leider haben sich bereits Signalkrebse, Kamberkrebse, der rote amerikanische Sumpfkrebs und andere festgesetzt. Zumindest empfehlen erfahrene Aquarianer, entweder nur amerikanische Flusskrebse zu halten oder nur alle anderen Flusskrebse.
Besonderheit Marmorkrebs
Auch der Marmorkrebs ist ein Vertreter der amerikanischen Flusskrebse. Es gibt jedoch eine Besonderheit: Der Marmorkrebs entspringt den Procambarus fallax und heißt Procambarus fallax f. verginalis. Es gibt keine Männchen, sondern nur Weibchen, die sich selber vermehren und vermutlich auf ein einziges Weibchen zurückgehen. Dieses ist ein extremer Vorteil in freier Natur, wo sich nicht immer ein Partner findet. Deswegen dürfen Marmorkrebse auf keinen Fall ausgewildert werden, auch nicht zufällig.
Das Aquarium – zu beachten
Krebse klettern gerne und gehen sogar ans Land. Bedauerlicher Weise klettern sie damit auch aus dem Aquarium und sind dann häufig unauffindbar. Das Aquarium braucht deswegen immer eine sicher schließende Abdeckung. Wer am Aquarium arbeitet, muss jedes Mal sehr darauf achten, die Abdeckung wieder zu schließen. Diese muss zudem schwer genug sein, um sich nicht hochdrücken zu lassen.
Leider gestalten Flusskrebse ihr Aquarium um und wühlen damit auch im Untergrund, sie brauchen aber sehr sauberes und sauerstoffreiches Wasser. Der Filter muss umso größer bemessen sein, eventuell braucht es einen Ausströmer zur Erhöhung des Sauerstoffgehalts.
Außerdem ist wie bei allen Wirbellosen für das Aquarium sehr darauf zu achten, dass keine Schwermetalle wie Kupfer und auch keine Weichmacher und Giftstoffe in das Wasser gelangen. Es ist deswegen ein Pflanzendünger für Wirbellose beziehungsweise Garnelen zu wählen.
Je nach Entwicklungsstadium und Art ist die Fütterung auf die Flusskrebse abzupassen. Diese wollen meist tierisches Protein und pflanzliche Kost. Teils brauchen sie aber einen deutlich höheren tierischen oder pflanzlichen Anteil oder fressen fast ausschließlich Pflanzen. Flusskrebse schrecken selbst vor Aas nicht zurück und übernehmen dadurch in freier Natur eine wichtige Rolle. Bei der pflanzlichen Kost sind Flusskrebse anspruchsvoller. Sie brauchen durchaus etwas Holz und Falllaub, aber auch frisches Grün als Wasserpflanzen beziehungsweise Bio-Gemüse. Abwechslung ist hier der Schlüssel zum Erfolg.
Geht es darum, Einzeltiere genauer zu beobachten, dann brauchen diese ihre Ruhe und damit Platz, damit sie rauskommen. Genau für diese Situation sind Flusskrebse interessant und heben sich zu typischen Zierfisch-Aquarien ab. Ich hoffe, dieser Beitrag über Flusskrebse im Aquarium hat euch gefallen.
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